Ein Großkonzern aus Asien kauft eines der größten Unternehmen des Landkreises Unterallgäu. Der Deal ist bereits besiegelt und soll noch in diesem Monat über die Bühne gehen. Es geht um die Tricor Packaging & Logistics AG mit Sitz in Bad Wörishofen. Das Geschäft betrifft rund 900 Arbeitsplätze in Bad Wörishofen und den weiteren Unternehmensstandorten.
Das japanische Unternehmen Rengo kauft 100 Prozent der Aktien des Konzerns aus Bad Wörishofen über seine Tochterfirma Tri-Wall Limited mit Sitz in Hongkong. Das Unternehmen will auf diese Weise einer der führenden Anbieter für Verpackungslösungen aus Schwerwellpappe in Europa werden. Der Tricor-Vorstandsvorsitzende und bisherige Hauptaktionär Martin Müller sagte unserer Zeitung, man verkaufe aus einer Position größter Stärke heraus. „Man muss das als Nachfolgelösung sehen“, sagt Müller. Er werde 58 Jahre alt, eine Übernahme des Konzerns durch seine Kinder sei in absehbarer Zeit nicht möglich. Deshalb habe man einen Partner gesucht. Tricor sei seit Juli erstmals in der Firmengeschichte schuldenfrei, das Unternehmen werde heuer voraussichtlich ein Rekordergebnis einfahren. Müller zufolge gab es Anfragen aus allen Teilen der Welt. „Man hat uns überall bescheinigt, dass wir technologisch einen Vorsprung von 10 bis 15 Jahren in der Branche haben“, sagt er. Rengo-Präsident Kiyoshi Otsubo teilt mit, man sei „fest davon überzeugt, dass Tricor mit ihrem Spezialwissen und ihrem technologischen Know-how“ den Konzern weiter stärken könne. Man sehe „bedeutende Wachstumspotenziale“. Für Tricor bedeute das Geschäft den sofortigen Zugang zu weltweiten Märkten, betont Müller. Gemeinsam mit den anderen bisherigen Aktionären und Vorständen wird er die Tricor AG weiter leiten, dazu das Europageschäft der Tri-Wall mit einem Volumen von etwa 100 Millionen Euro. Die Tri-Wall-Europazentrale zieht dazu nach Bad Wörishofen um. „Wir wollen Tricor jetzt zur weltweiten Marke machen“, sagt der Unternehmer und Sportwagenfan Müller. Ans Aufhören denke er noch lange nicht. Tricor müsse nun dorthin, wo seine größten Kunden auch schon sind, Global Player aus der Automobilindustrie, Chemiegiganten oder Elektronikkonzerne. „Das Wichtigste ist die Kundenzufriedenheit“, sagt Müller. „Das entscheidet am Ende auch über das Wohl der Mitarbeiter“.
Für die rund 900 Beschäftigten an den neun Tricor-Standorten in Deutschland, Tschechien und Slowenien soll sich nichts ändern. Die Arbeitsverträge hätten Bestand, so Müller. Man suche weiterhin Personal, sagt Finanzvorstand Robert Wiblishauser. Zum Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Rengo erzielte zuletzt mit rund 17 000 Mitarbeitern 5,5 Milliarden Euro Umsatz, Tricor eine konsolidierte Gesamtleistung von rund 187 Millionen Euro.